Da Jerry bei den Seppels urlaubt, muss Stefan als Texter ran.
1. Viticulture von Jamey Stegmaier und Alan Stone, Überarbeitung Uwe Rosenberg, Feuerland 2016
Sein Viticiulture Essential Edition hat Jerry freundlicherweise dagelassen. Im Gegensatz zu Stefans Spiel (eine zerbrochene Weinprobe, ein fehlender Keller) scheint dieses komplett zu sein.
Nachdem die englische Version, insbesondere die Kombiausgabe mit Tuscany in Deluxe-Ausstattung, Mondpreise erzielt, war klar, dass dieses Worker-Placement-Spiel auch was für den deutschen Markt ist. Also gleich zwei mal bestellt. Uwe Rosenberg hat die Spielregel für Feuerland-Spiele überarbeitet und einige Ideen der Tuscany-Erweiterung gleich mit in die Kiste gepackt. So kann man zum Kapitalisieren auch gleich seine noch leeren Weinberge verkaufen. Dazu liegen allerdings recht unhandliche Spielkarten auf dem Spieler-Tableau – Philippe hat sie dann auch gleich weggelassen
Aber zum Spiel: Wir sind Weinbauern und spielen Jahr um Jahr, bis jemand die 20-Punkte-Grenze durchschlägt. Im Frühling legen wir unsere Startposition für das Jahr fest – je weiter hinten, desto höher die Belohnung. Im Sommer und Winter setzen wir in getrennten Phasen dann reihum einen unserer Arbeiter ein. Wer im Winter noch welche haben möchte, sollte im Sommer rechtzeitig passen, denn die Jungs kommen erst im neuen Jahr zurück. Der Herbst besteht nur aus einer kurzen, aber wichtigen Kartennachziehphase.

Links die Aktionsfelder für die Sommerphase, rechts für den Winter
Leider gibt es – wie immer – zu wenige Einsetzplätze. Wir sollen Rebstöcke pflanzen, sie abernten, den Wein in Flaschen füllen und damit auch noch Kundenwünsche qualitativ passend erfüllen. Zum Glück gibt es Besucher(karten), die die Grundregeln verändern oder ergänzen, so dass uns Sonderwege offenstehen. Diese Karten clever einzusetzen, ist manchmal mehr als die halbe Miete. Denn die Karten sind nicht nur stark, sondern im richtigen Moment sehr stark – ohne sie kann man kaum gewinnen.

Glasperlen markieren unter rechts gelagerte Trauben, sowie unten rechts gelagerter Wein. Oben die Weinberge nebst Rebstöcken.
Die Weg zum Ziel sind trotzdem sehr verschieden. Stefan versucht es mit sehr vielen Karten und einem ganz schlanken Weingut: Verkauft gleich ein Feld, spart sich einen großen Keller für hochwertige Weine, verzichtet auf diverse weitere Anbauten und liefert mit fast nur einem Weinberg viele günstige Weine. Der frühe Spurt geht beinahe gut: seine hohe Anfangsführung rettet er nur deshalb nicht ins Ziel, weil er am Ende nur einen Zweipunkteauftrag findet – und bei 19 Punkten stehenbleibt. In der nächsten Runde wird er von Sieger Jochen und von Philippe überholt, die etwas mehr in die Breite spielen und nun mehr Wein im Lager haben, um Aufträge zu erfüllen. Matthias hat sein Spiel zu langsam angelegt: Er kommt zum Schluss zwar mächtig ins Rollen, bleibt aber Letzter. Für ihn hätte es gerne noch eine Runde länger dauern können.

Fazit aller Mitspieler. Gutes Spiel! Hier gibt es viel zu entdecken und auszuprobieren. Welche Ausbauten und Gebäude lohnen? Jochen baut beispielsweise Mühle und Weinprobe und punktet am Ende fast mit jeder Aktion. In Matthias großem Keller landet zu spät ein Top-Tröpfchen, das dann nicht von den Kunden gewünscht wird. Wir haben alle große Lust, nach der ersten (Jochen/Matthias) bzw. dritten Partie weiter für zwei Stunden und mehr in den Weinberg zu gehen. Zu viert (und zu dritt) funktioniert Viticiulture reibungslos. Mal sehen, wie es zu fünft abläuft, wenn in jeder Kategorie ein weiteres Einsetzfeld dazu kommt.
Zwei Ergänzungen von Jerry:
Zunächst: Stimme Stefan in allen Punkte zu.
1.) Erwähnenswert ist noch, dass Viticulture thematisch einwandfrei aufgezogen ist. Pflanzen, Ernten, Keltern, Reifen – das greift schlüssig und stimmig ineinander. So etwas ist bei anspruchsvollen Eurospielen eher die Seltenheit.
2.) Auch Viticiulture kommt jetzt mit einer Solovariante daher, die – sehr ähnlich zu der von Russian Railroads – aus einem Dummy-Spieler besteht, der einfach per Zufallsprinzip Felder blockiert. Der schöne Spannungsbogen des Mehrpersonenspiels fehlt zwar, trotzdem funktioniert die Soloversion gut und ist zumindest geeignet, an einsamen Abenden die Karten kennenzulernen oder verschiedene Strategien anzutesten.
Dabei waren: Philippe, Jochen, Matthias, Stefan
Gespielt wurde bei: Philippe