Bei manch einem Blogeintrag hier fühlt man sich wie Marcel Reif, wenn er BVB vs. Bayern in der Champions League kommentieren darf: großes Expertenspiel, großer Alarm, großer Bahnhof. Und dann gibt es diese Tage, an denen eher Hoffenheim – Wolfsburg und Stuttgart – Ingolstadt auf dem Menü stehen. Interessant oder öde? Man weiss es nicht. In jedem Fall eher Alltagskost, die man erstens eher routiniert-lustlos runterschreibt und die zweitens nicht viele Leser hinter’m Ofen hervorlockt.
Heute ist so ein Abend: Eine ganze Kiste mit neuen, aber eher kleinen Sachen hat Stefan herangeschleppt. 8 Spiele insgesamt, von denen wir gegen 23:00 dann immerhin 5 geschafft haben werden. Der ganz große Hit ist nicht dabei, aber wir sind ja hartgesotten und spielen die Sachen routiniert runter. Auf geht’s (wie immer bei mehr als drei Spielen in reduzierter Darstellung).
1. Ausgefuchste Meisterdiebe von Frederic Vuaznar, Heidelberger 2016
Der erste Titel ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Kinderspiel: Vor uns eine Kiste mit bunten Holztieren. Dazu drei Karten. Aufgabe: Finde ein Pferd, finde eine Kuh, finde ein Schwein. Und schließlich: schrille Fuchsmasken, die wir aufsetzen müssen.
Dann der Startschuss und alle grabbeln gleichzeitig los in der Kiste. Korrekt gegraptschte Tiere bringen einen Pluspunkt, Beifang negative Zähler. Wer als erster 10 Punkte hat gewinnt. Gut, dass unsere Gruppe (Hochschulchemiker, Journalist, Ingenieure) mit der notwendigen Professionalität an die Sache rangeht.
Fazit: Chaotisches, zumindest anfänglich optisch drolliges Kinderspiel. Durch die Negativpunkteregel vermutlich etwas zu lang.
Kategorie: Turbine Potsdam gegen SGS Essen: Nett anzusehen aber zu leichgewichtig
2. Leo muss zum Friseur von Leo Colovini, Abacus 2016
Kooperatives Spiel: Vor uns liegt ein Dschungelweg aus 30 verdeckten Plättchen.
Leo der Löwe muss ihn beschreiten und vor Anbruch der Dunkelheit bei seinem Affenfriseur ankommen. Dazu spielen wir bunte Karten aus, die Leo 1-4 Felder voranziehen lassen. Das Plättchen auf dem Leo landet wird aufgedeckt und wenn es nicht die gleiche Farbe wie die ausgespielte Karte hat, dann verliert Leo 0-5 Stunden Zeit. Hat Leo seinen Friseur nicht in 12 Stunden erreicht, muss er in die Heia und es am nächsten Tag nochmal versuchen. Alle Karten zurückgedreht und auf ein Neues. Damit es Leo im nächsten Versuch besser hat, solltrn wir uns also tunlichst merken, auf welchen Positionen welche Plättchen liegen.
Fazit: Leo muss zum Friseur spielt sich wie eine flotte Mischung aus kooperativem Memory und Anleihen aus T.I.M.E Stories. Ein einfaches, aber trotzdem unterhaltsames, kooperatives Spiel mit schrägem Humor. Gefällt der ganzen Gruppe
Kategorie: Werder Bremen gegen Hannover 96: Noch nicht das ganz große Kino aber an guten Tagen sehr unterhaltsam.
3. Imhotep von Phil Walker-Harding, Kosmos 2016
Das „ernsteste“ Spiel des Abends: Als Baumeister im alten Ägypten schaffen wir Steinblöcke zu Bauwerken. In unserem Zug können wir Steine nehmen, Steine auf Schiffe laden und Schiffe – sobald hinreichend beladen – zu Bauplätzen fahren lassen. Dort angekommen, werden die Steine ausgeladen und erzielen sofort oder für eine Endwertung Punkte.
Eine veritable Auswahl an Spaßkarten lockert dabei das Spiel auf. Am Ende siegt Philippe mit 46 Punkten, alle anderen haben 42 Zähler, was auf eine gewisse Ausgewogenheit hindeutet.
Fazit: Viel mehr als in der Superkurzbeschreibung skizziert, scheint zumindest auf den ersten Blick nicht in diesem Spiel zu stecken. Optisch und haptisch ist es hervorragend gelungen und auch die Regeln lassen nichts zu wünschen übrig. Trotzdem lässt es uns eher kalt.
Kategorie: Bayer Leverkusen gegen VfL Wolfsburg – große Schachtel, trockener Inhalt.
4. Lichterfest von Christopher Chung, Pegasus 2016
Ein flottes Legespiel: Durch Auslegen von Plättchen entsteht vor uns eine Teich mit bunten Schwimmlaternen in sieben verschiedenen Farben. Nach Auslage eines Plättchens gibt es farblich dazu passende Laternenkarten: eine pro Spieler je nach Ausrichtung des gelegten Plättchens, sowie Bonuskarten für den auslegenden Spieler, wenn er passend anlegt. Gesammelte Laternenkarten können wir dann gegen Punktekarten eintauschen.
Den Mechanismus, dass Spieler Material bekommen, je nachdem wie das ausgelegte Plättchen gedreht wurde, kennen wir aus Tore der Welt und auch hier bildet er ein interessantes Element. Vor allem ab der zweiten Spielhälfte lohnt es sich, ein Plättchen nicht einfach irgendwie hinzulegen, sondern gezielt zu schauen, wie man möglichst viele Mitspieler in die Röhre gucken lassen kann. Am Ende gewinnt Jerry mit 48 Punkten vor den Nächstplatzierten mit 44, 42, 39 Punkten.
Fazit: Leichte Kost und nach einem Spiel zu früh für ein Urteil. Lege- und Wertungsmechanismen sind altbekannt aber zumindest das Plättchendrehen erzeugt einen gewissen Spielreiz. Müsste nochmal auf den Tisch kommen.
Kategorie: Schalke gegen Hertha: Zu viel Blau auf’m Platz.
5. Yeti von Bejamin Schwer, Pegasus 2016
Wir suchen den Yeti! Dazu würfeln wir uns in altbekannter Manier einen Berg hoch: Der Drill ist: Würfeln, Rauslegen, Würfeln, Rauslegen, Würfeln, Rauslegen …
Am Ende werten: Würfelseiten mit Sherpas lassen uns den Berg hochklettern. Seiten mit Füßen bringen Punkte und zwar umso mehr, je höher wir auf dem Berg stehen. Zelte erlauben es uns, oben auf dem Berg zu bleiben und mit Geld können wir allerlei Goodies kaufen. Regenwolken sind nutzlos und machen uns das Leben schwer.
Mit den erwürfelten Punkten bewegen wir uns eine Kramerleiste entlang. Wer als erster den Yeti erreicht (der nicht an einer Stelle verweilt), gewinnt das Spiel. Strategie: möglichst gut Würfeln!
Fazit: Ich bin ein großer Würfelspielfan (Roll for the Galaxy, Alien Frontiers, Kingsburg) allerdings braucht es für mein Wohlbefinden eine gewisse Menge an Manipulationsmöglichkeiten. Diese sind bei „Yeti“ eher spärlich gesäht, so dass es am Ende dann doch primär ein Würfel-Glücksspiel ist. Und in der Kategorie habe ich mit „Ancient Terrible Things“ schon eines, das deutlich schräger und witziger ist.
Kategorie: Arminia Bielefeld gegen alle anderen: Aufstieg, Abstieg, Aufstieg, Abstieg …
Dabei waren: Stefan, Matthias, Philippe, Jerry
Gespielt wurde bei: Jerry
Wenn du Würfelspielfan bist, kennst du Troyes?
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