Heute zwei Spiele mit Q im Programm …
1. Quadropolis von François Gandon, Days of Wonder 2016,
Städtebauspiele! Unerfüllte Leidenschaft eines alten SimCity Veteranen und ein Prinzip welches sich gar nicht so einfach in Brettspielform pressen lässt. Suburbia z.B. hat tolle Ideen (Einkommen, Verschmutzung, Wechselwirkungen mit anderen Städten), ist aber wegen seiner vielen Bookkeeping-Mechanismen zu friemelig und fehleranfällig. Gut als App, begrenzt geeignet auf dem Brett. Im Kontrast dazu: Between Two Cities. Übersichtlich & flott zu spielen, aber sehr leichtgewichtiger Absacker. Dann noch City Tycoon: Schöne Verschmelzung von Städtebau und Transport aber zu viert extrem unübersichtlich.
Nun also Quadropolis: Wieder bauen wir Städte, wieder aus Viereckplättchen. 25 davon liegen Runde für Runde in der Mitte, aus der wir uns reihum bedienen, um anschließend das frisch ergatterte Plättchen in unsere Stadt einzubauen. Dabei gibt es unterschiedliche Gebäudearten, die auf unterschiedliche Arten Punkte erzielen: Häuser können und sollen gestapelt werden, Parks benachbart dazu, Häfen in geraden Linien usw. Bis hierher also ähnlich wie bei Between Two Cities.

Erster erschwerender Faktor: Einwohner und Energie. Um Plättchen werten zu dürfen, müssen zumeist Einwohnermeeples oder Energiepöppel drauf gesetzt werden. Diese bekommen wir zusammen mit den Plättchen, was uns in die (reizvolle) Zwangslage bringt, immer wieder Plättchen nehmen zu müssen, die uns vom Punktwert her eigentlich gar nicht interessieren. Und es muss gehaushaltet werden, denn zu viel genommene Einwohner oder Energie bringen uns am Spielende negative Punkte.

Zweiter (und zentraler) erschwerender Faktor: Was darf ich nehmen und wohin darf ich es dann legen? Hier entfaltet sich das eigentliche Spiel: Jeder Spieler hat vier von 1 bis 4 nummerierte Architekten. Einen davon legen wir pro Zug an eine Spalte oder Reihe der Auslage an und nehmen uns das Plättchen, auf das der Architekt zeigt (also z.B. das zweite Plättchen von unten in Spalte x). Auf jeder Position darf dabei nur ein Architekt legen und ebenso dürfen wir nicht die gleiche Reihe und Spalte nutzen, aus der sich der vorherige Spieler bedient hatte. Das Einsetzen des Plättchens in der eigenen Stadt folgt ähnlichen Zwängen, denn ich darf nur in eine Spalte oder Reihe setzen, die der Nummer meines eben genutzten Architekten entspricht.
Dies alles erzeugt deutliche Zwänge was Auswahl und Ziel der verbauten Plättchen angeht. Es kann schnell passieren, dass man entweder kein gewünschtes oder sogar gar kein Plättchen bekommt oder dass man ein ergattertes Plättchen nicht einbauen kann, weil alle passenden Felder in der eigenen Stadt schon belegt sind.
Für euklidisch herausgeforderte Spieler können diese Einschränkungen harte Arbeit bedeuten, denn sie erfordern definitiv eine gewisse Beweglichkeit im zweidimensionalen Denken. Alles in allem hat Quadropolis aber eine sehr angenehme Komplexitätsstufe: nicht so simpel wie Between Two Cities aber bei weitem nicht so unübersichtlich wie Suburbia oder City Tycoon.

Die Wertungskategorien belohnen Spezialisierung, sprich man ist gehalten, bestehende Stärken auszubauen anstatt wahllos hier und dort Gebäude hinzupflastern. Gut auch, wenn man eine Nische findet, in der kein anderer unterwegs ist. So baut Landschaftsgärtner Philippe im zweiten Spiel eine grüne Idylle aus Parks und Monumenten, während Oberverwaltungsrat Stefan seine Stadt mit Bürgerämtern zupflastert. Beides bringt fette Punkte und sichert ihnen die Plätze 1 und 2. Hubert und Jerry behindern sich derweil in dem Versuch, epische Bürotürme zu errichten und bezahlen dafür mit dem vorletzten und letzten Platz. Aber allen hat es Spaß gemacht.

Zuletzt noch ein Satz zur Optik: Quadropolis ist ein wirklich schönes und zudem fett ausgestattetes Spiel. Bunte, gut erkennbare Plättchen aus dickem Karton, schöne Plexiglaspöppel, eine gute gestaltete Regel und das beste Inlay seit Jahren. Da gibt es wirklich gar nichts zu meckern.
Fazit: Quadropolis trifft für mich genau die Komplexitätsstufe, die bei Städtebauspielen bislang gefehlt hat. Die direkte Interaktion ist eher bescheiden, trotzdem bleibt es durch die vielfältigen Zwänge beim Nehmen und Legen der Plättchen stets spannend. Es gibt zwei gleichermaßen interessante Ausbaustufen („Classic“ über 4 Runden und „Expert“ über 5 Durchgänge) die es je nach Spieler oder verfügbarer Zeit skalieren lassen. Alles in allem: ein gutes, schick gestaltetes Spiel, das definitiv noch öfter auf den Tisch kommen wird. Empfehlung!
2. Kuhno von Thierry Chapeau, Zoch 2016
Machen wir’s kurz: Dies ist das schlechteste Spiel, das wir 2016 bis jetzt auf dem Tisch hatten. Uno / Mau-Mau mit Kühen, wobei es nicht einen, sondern vier Ablagestapel gibt.
„Kuhno“ schafft es, all das was Uno interessant macht (Einfachheit, Übersichtlichkeit, Rasanz) zu eliminieren und daraus ein grützlahmes, unübersichtliches Kartenspielkaugummi zu machen. Was für ein Mumpitz. Philippes Sieg wird von Stefan mit den Worten kommentiert „Gratulation! Damit bist du auf alle Zeiten der einzige Spieler, der Kuhno je gewinnen konnte.“
Knobelaufgabe am Rande: Formulieren Sie den folgenden Regeltext um, so dass er auch von der angestrebten Zielgruppe der Achtjährigen verstanden werden kann.
Dabei waren: Stefan, Hubert, Philippe, Jerry
Gespielt wurde bei: Philippe