Zweites Sommerspielen in diesem Jahr bei Jochen, diesmal deutlich schlechter organisiert als beim ersten Mal (23. Juni). Denn Petra war selber zocken und hatte dafür die Sonne einfach mitgenommen – also mussten wir Männer drinnen spielen.
Entsprechend zum fiesen Wetter der erste Titel: Via Nebula. Ein Martin-Wallace-Titel bei den Space Cowboys – kein Wunder, dass alle hellwach waren. Transportieren wir bei Wallace sonst Waren über Schienen oder Kanäle an ihre Bestimmungsorte, ist das hier familientauglicher – und deutlich undurchsichtiger. Denn statt einer unberührten Landschaft haben wir sehr viele Nebelfelder vor uns, zwischen denen Ruinen auftauchen, die wir neu bebauen sollen. Zudem gibt es diverse Rohstofffelder – sie müssen wir mit den Ruinen, auf denen wir eines unserer fünf Gebäude errichten wollen, verbinden.

Am Zug haben wir die Wahl zwischen sechs Aktionen: Wir richten einen Bauplatz ein, verbinden diesen über Wiesenfelder, transportieren über leere Wiesen Güter zu unserer Baustelle oder errichten dort ein Gebäude, wenn vor Ort die von unseren persönlichen oder von den allgemeinen Baukarten geforderten Ressourcen zusammen haben. Da die anfangs ausliegenden Rohstoffe bald ausgehen, können wir bis zu zweimal zugleich neue Rohstoffplätze eröffnen. Das bringt uns Siegpunkte, aber bindet vorläufig unsere beiden Arbeiter, bis der Platz komplett abgeräumt ist.
Was sich einfach anhört, entwickelt sich bald schon zu einiger Tüftelei, da man durch Wegelegen den anderen Vorteile verschafft. Schließlich hat man immer nur zwei Aktionen pro Zug. Und wer ein fettes Rohstofffeld erschließt, findet dies nicht selten leergeräumt vor, wenn er wieder an die Reihe kommt. Stefan (21 Punkte) gewinnt das Spiel, weil er es früh mit dem Bau seines fünften Gebäudes beendet. In ihrem Nachzug können die anderen (Philippe 18, Jochen 19, Matthias 14) nichts Sinnvolles mehr tun und bleiben auf reichlich Baumaterial an ihren Baustellen und Rohstofffeldern hängen – die zählen jetzt minus. Das Vorher so vernebelte Spielfeld zeigt nun viele Wiesen und bietet Raum zur Analyse.

Via Nebula machte einen ausgesprochen guten Eindruck. Abläufe, Material, Grafik, Spannungsbogen von 60 Minuten: Der Wunsch, dies wieder zu spielen war sofort da. Via Nebula ist vom Gewicht ein gehobenes Familienspiel oder ein leichtes Kennerspiel – von der Tiefe vergleichbar mit Isle of Skye. Das erfreute uns im letzten Sommer – und steht am Montag unter den drei Nominierten zum Kennerspiel des Jahres.
Spiel zwei ist etwas Kurzes für zwischendurch: Doppelt und Dreifach ist ein Minikartenspiel ohne sinnvolle Verlags- und Autorenangabe, das vor einigen Monaten quasi anonym verschickt wurde. Mittlerweile ist klar: Dahinter steckt der Bremer Friedemann Friese, der so seine Essen-Neuheit „Futschikato“ promoten wollte – die ganze Story gibt es hier auf Boardgamegeek.
Doppelt und Dreifach ist eine abgespeckte Version der Essen-Neuheit. Wir legen reihum eine unserer sechs Handkarten mit den Werten 2 bis15 offen vor uns ab. Spielt jemand einen höheren Wert, kommt unsere Karte weg und wir müssen eine neue nachziehen. Liegt die Karte hingegen noch vor uns, wenn wir wieder an die Reihe kommen, kommt sie weg und wir dürfen eine weitere ausspielen. Wer so zuerst alle Karten los wird, gewinnt (das war Jochen). Der Gag ist, dass Zahlen gleichen Wertes addiert werden und so auch hohe von kleineren Karten im Verbund geschlagen werden können. Zudem profitieren alle von der so erfolgreichen Gruppe, weil sie bereits ihre Kartenablegen dürfen, wenn der erste der Gruppe mit seiner Karte durchkommt. Anhängen macht also Spaß.
Das Ganze stellt sich als extrem regelkurzer Absacker für Vielspieler heraus. Nicht-Spieler könnten mit diesem Abluxxen light länger Spaß haben. Mehr wird erst klar, wenn die eigentliche Version da ist, die mehr Karten für mehr Personen beinhaltet als das Schnupperspiel. Die aktuelle Camouflage-Auflage hat (offenbar bewusst) lückenhafte Regeln. Mal schauen,was Friedemann damit noch für Ideen hat.
Spiel drei des Abends sollte noch einmal etwas Längeres sein, entwickelte sich aber zum Flopp der Veranstaltung: Zwar bauen wir bei Skibe Wikingerschiffe (Huuuh!), doch dieses Ablegespiel ist so furztrocken, dass wir es nur mit Mühe zu Ende gespielt haben. Das liegt auch an der schlechten Kartengrafik, den winzigen Symbolen und dem sehr technischen Spielablauf.
Es werden von allen gemeinsam immer drei Wikingerschiffe gebaut. Wir wollen beider Abrechnung punkten. Dafür gilt es die Komponenten im Auge zu behalten: A) Die Schilder unserer eigenen Farbe, die wir in die Boote manövrieren sollen. B) Ausrüstungssteine, die wir auf unsere Schilde legen, und C) Proviantsteine, die auf der Bootsspitze als Multiplikator für A+B liegen. An allen drei Faktoren spielen wir herum.
Karte anlegen plus Stein einsetzen/verschieben oder lieber doch werten? Für die Wertung müssten wir eine unserer zwei Heckkarten ausspielen – ob wir die nach der Wertung bekommen, steht nicht in der Regel. Sinnvoll erscheint beides nicht. Zusätzlich können noch Häuptlingskarten gespielt werden, die grafisch so schlecht gemacht sind, dass man sie vor und beider Auswertung eines Bootes farblich nur schwer unterscheiden kann. Sie bringen das eigentlich feststehende Ergebnis noch einmal kräftig durcheinander. Bereits zu viert macht Skibe einen ziemlich beliebigen Eindruck. Die fünfte Farbe war nicht vergeben. Es war gelb, weshalb der fiktive Spieler bei uns Ludger hieß und ganz gut im Rennen lag. Am Ende gewann Jochen vor Stefan und Ludger. Was den Sieger zu der Bilanz brachte: „Die beste Strategie ist offenbar, gar nicht mitzuspielen“. Damit wäre zu Skibe wohl alles gesagt.
Dabei waren: Jochen, Philippe, Matthias, Stefan
Gespielt wurde bei: Jochen
[Text von Stefan, Fotos von Philippe – vielen Dank]
2 Gedanken zu “Via Nebula, Doppelt und dreifach, Skibe”