Terraforming Mars

Und wieder ein Titel, der uns Vielspieler zum hyperventilieren bringt: Besiedelung des Mars! Hexfelder! Variabler Aufbau! Über 200 Technologiekarten! Das muss einfach klasse sein.

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Bei Terraforming Mars geht es in der Tat darum, in einer fernen Zukunft unseren Nachbarplaneten urbar zu machen. Vor uns liegt noch unberührt der Planet Mars: eine kalte, lebensfeindliche Wüste. Unsere Aufgabe: aus dieser Hölle eine zweite Heimat zu formen. Dazu müssen wir den Planeten mit den drei wichtigsten Voraussetzung für menschliches Leben ausstatten: Wasser, Sauerstoff und eine angenehme Außentemperatur.

Um dies zu erreichen, legen wir Landschaftsplättchen auf die zu Beginn öde Marsoberfläche. Ozeane sorgen für Wasser, Wälder produzieren Sauerstoff. Die Temperatur heben wir durch verschiedene, hochmoderne Technologien, etwa sanft durch das Ausbringen von Treibhausgasen, oder deutlich rabiater durch das Zünden von der thermonuklearen Waffen. Außerdem können wir Städte gründen, die uns primär als Siegpunktquelle dienen.

Am Anfag war der Mars wüst und leer und unser Geist schwebte über den Wassern.
Am Anfag war der Mars wüst und leer und unser Geist schwebte über den Wassern.

All das kostet natürlich Geld, das uns in Form eines rundenweise ausgeschütteten Grundeinkommens zur Verfügung steht. Jeder erfolgreiche Umformungsschritt hat dabei doppelte positive Auswirkungen: zum einen wird dadurch unser Einkommen erhöht, zum anderen bringt dies direkt Siegpunkte für die Endwertung.

Neben Geld gibt es noch weitere Ressourcen mit denen wir Spieler hantieren: Stahl und Titan sind im Kern Geldersatz, Pflanzen erlauben das Legen von Wäldern, Energie und Wärme lassen uns die Temperatur des Planeten erhöhen. Während des Spiels versuchen wir, unser Einkommen in diesen Ressourcenkategorien zu erhöhen, um mit fortlaufenden Spiel immer häufiger und häufiger Terraformingaktionen durchführen zu können.

Spielertableau mit den 6 Ressourcenkategorien
Spielertableau mit den 6 Ressourcenkategorien

Das Spiel verläuft in Durchgängen, in denen die Spieler reihum so lange Aktionen kaufen und durchführen, bis kein Spieler mehr Aktionen kaufen kann oder will. Am Ende eines Durchgangs erhalten wir neues Einkommen in Form der o.g. Ressourcen.

Aktionen können dabei im wesentlichen in drei Kategorien aufgeteilt werden:

  1. Terraformingaktionen, wie das Legen von Wäldern oder das Erhöhen der Temperatur.
  2. Aktionen, die unsere Einkommen erhöhen
  3. Aktionen, die zusätzliche Siegpunkte generieren, wie das Legen von Städten.

Die Terraformingaktionen treiben dabei die Spieluhr voran, denn wenn alle Ozeane platziert sind und Temperatur und Sauerstoffgehalt ihren Maximalwert erreicht haben, endet das Spiel.

Basisaktionen, die auch ohne Karten möglich sind.
Basisaktionen, die auch ohne Karten möglich sind.

Zentrales Element des Spiels sind nun Aktionskarten, von denen wir Runde für Runde eine Auswahl auf der Hand halten. Allen Karten ist gemein, dass sie durch Geld (oder andere Währungen) bezahlt werden müssen. Klar: machtvolle Karten sind teuer, Kleinkram ist billig. Die Auswahl an Karten ist dabei enorm: über 200 Exemplare, allesamt einzigartig finden sich im Spieldeck. Von der Mechanik her finden sich auf den Karten drei Prinzipien:

  • Einmalige Soforteffekte wie z.B. „Erhöhe deine Stahlproduktion“ oder „Lege eine Ozean“
  • Dauerhaft neue Fähigkeiten oder Aktionsmöglichkeiten wie z.B. „Wandle Stahl in Titan um“
  • Siegpunkte für das Spielende wie etwa „Siedle Regenwürmer an: 1 Punkt je 2 Würmer“

Viele Karten haben zudem noch Bedingungen, die zum Ausspielen erfüllt sein müssen. Manche Karten erfordern zum Beispiel eine bestimmte Mindesttemperatur, andere das Vorhandensein einer bestimmten Anzahl von Ozean auf dem Spielbrett.

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Schnell wird klar: Groß ist die Auswahl an Karten und noch größer die Menge an Kombinationsmöglichkeiten. Denn das wahllose Ausspielen irgendwelcher Karten bringt uns – wie immer – nur langsam ans Ziel. Man sucht also nach Karten, die gut zueinander passen. Beispiel: eine Karte erlaubt es mir, Wärmepunkte wie Geld zu verwenden. Also halte ich bei gezielt Ausschau nach anderen Karten, die meine Wärmeproduktion hochtreiben. Generell empfiehlt sich Spezialisierung: Stärken betonen und ausbauen anstatt überall ein bisschen zu machen.

Wer keine Gase hat, importiert sich welche
Wer keine Gase hat, importiert sich welche

Terraforming Mars wirkt auf den ersten Blick wie ein Engine-Builder, denn groß ist die Versuchung, sich eine optimale Kartenauslage zusammenzutüfteln und so Runde für Runde maximales Einkommen einzusacken. Aber dieser Eindruck ist trügerisch, denn unter der Einkommensoptimierung lauert ein knallhartes Rennspiel. Wie bei vielen Spielen dieser Kategorie gilt:  Weitsicht beim Spielen der eigenen Karten ist hilfreich, aber wer zu lange an der eigenen Auslage optimiert, wird von Mitspielern die das Terraforming zügig vorantreiben locker abgehängt werden.

In unserer Proberunde sind alle Neulinge, nur Vorturner Stefan hat das Spiel als einziger bereits dreimal gespielt. Gnadenlos wie er ist, wirft er uns dann auch gleich die fortgeschrittene Version vor die Füße, bei der wir Spieler unsere Startausstattung und einige Sonderfähigkeiten in einem gewissen Rahmen selbst wählen dürfen. Das sorgt bei uns Rookies für gepflegte Überlastung, denn die Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Ressourcen sind anfänglich kaum aufzufassen. Unser Rat daher: auch geübte Runden sollten im ersten Spiel die Einsteigerversion wählen, in der wir mit einer vorgegebenen Aufstellung starten.

Am Ende gibt es dann Punkte für alles Mögliche: Für erfolgreiche Terraformingaktionen, für gelegte Städte und Wälder oder für ausgelegte Karten. Zudem winken Extrapunkte in Zielkategorien („baue als erster 3 Städte“) oder für Mehrheiten („Besitze die höchste Wärmeproduktion“)

In unserer Gruppe spielen wir mit vier zügigen und entscheidungsfreudigen Zockern knapp unter 2 Stunden. Die vielen unterschiedlichen Karten mit noch viel mehr Text deuten aber an: dies ist kein Spiel, dass man grübellastigen Kameraden auf den Tisch legen möchte.

Geschafft: Hier lässt sich's leben!
Geschafft: Hier lässt sich’s leben!

Zum Abschluss (und entgegen unserer sonstigen Gewohnheiten) noch ein Wort zur Ausstattung des Spiels: auch wenn das Spiel einen opulenten Eindruck macht, muss die Grafik der Spielkarten leider als enttäuschend bezeichnet werden. Es findet sich kein einheitlicher Stil, stattdessen wurden durch die Bank preiswerte bzw. frei erhältliche Stock Images verwendet. Das ist angesichts der hohen Kosten, die professionelles Grafikdesign mit sich bringt, durchaus verständlich, fällt aber trotzdem negativ auf. Spiele wie Android Netrunner oder Race for the Galaxy bieten da erheblich besseres Artwork.

Unterm Strich bleibt: Terraforming Mars ist ein variantenreiches Renn- und Ressourcenmanagentspiel, dass von den Spielern erfordert, sich während des Spiels ständig flexibel an die aktuellen Möglichkeiten anzupassen. Macht Spaß und weckt die Neugier auf weitere Partien.

"Mir ist kalt!" -  "Dann wirf noch einen Scheit ins Feuer!"
„Mir ist kalt!“ –
„Dann wirf noch einen Scheit ins Feuer!“

Dabei waren: Stefan, Philippe, Tom und Jerry
Gespielt wurde bei: Jerry

2 Gedanken zu “Terraforming Mars

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