Energiesparen ist wichtig. Im Haus und im Kopf. Darum erfinden kluge Spieleautoren das Rad nicht jedesmal neu, sondern recyceln besser bewährte Ideen.
TransAtlantic von Mac Gerdts recycelt Ideen aus Concordia von Mac Gerdts: Aktionskarten, die wir auf den Tisch spielen, bis wir keine guten Aktionen mehr auf der in der Hand haben. Dann holen wir alle Karten zurück auf die Hand und beginnen von vorn.
Was passiert?
In TransAtlantic sind wir Schiffsreeder: Wir kaufen Dampfschiffe, lassen sie gewinnbringend fahren, kassieren dafür Geld und investieren dies in – Überraschung – neue Schiffe. Am Ende gibt‘s für jedes Schiff mehr oder minder fette Siegpunkte. Das ganze wird angetrieben durch Aktionskarten, von denen wir je Runde eine ausspielen.

Im Wesentlichen gibt es dabei:
- Schiffe kaufen –> Kostet Geld
- Schiffe mit Kohle fahrbereit machen
- Schiffe fahren lassen –> Bringt Geld
- Siegpunktmultiplikatoren ausbauen
Unsere Schiffe kommen dabei auf schnöd-abstrakte Ozeanfelder, wo es reichlich eng zugeht: nur 3-4 Schiffe dürfen je Ozean fahren. Kommt ein neues hinzu, wird das älteste ausgemustert, darf ein letztes Mal Geld einfahren, Punkte schütten und kommt dann auf den Schrott.

Am interessantesten sind dabei die Schifffahrt-Aktionen, denn diese kommen in verschiedenen Varianten daher wie:
- Zwei eigene Schiffe fahren lassen,
- Alle Schiffe einer Region,
- Schiffe unterschiedlicher Farbe
und einige mehr. Die Zusammensetzung der eigenen Flotte muss also gut mit den dazu passenden Fahraktionen abgestimmt sein.
Der Clou dabei ist, dass es bei allen Aktionen auf den richtigen Zeitpunkt ankommt: Die Schiffspreise schwanken. Kohle holt man am besten, wenn Schiffe leergefahren sind. Fahren tut man idealerweise, wenn möglichst wenige andere davon profitieren.
Überhaupt die Aktionskarten: Alle starten mit der gleichen Auswahl, bauen diese aber im Laufe des Spiels mit stärkeren, aber auch spezialisierteren Aktionen aus. Schön dabei: wie bereits in Concordia gibt es eine „Kopieraktion“, mit der wir Aktionen der lieben Mitspieler nachmachen können.
Das ganze dauert in einer Viererrunde ca. 90 Minuten. Die Siegpunktausbeute besteht am Ende zu ca 2/3 aus Punkten durch Schiffe in der Endwertung und zu 25% zu Punkten, die man im Spiel gemacht hat. Voraussicht ist also wichtig
Wie fühlt sich das an?
Auch wenn Schiffe und Kohle im Spiel sind: Das zentrale Thema bei TransAtlantic ist Cash-Flow. Wie man es dreht und wendet, am Ende gewinnt tendenziell, wer die meisten Schiffe auf den Tisch bringen konnte und um das zu schaffen, heißt es möglichst billig einkaufen und vor allem immer genug Kleingeld auf der Hand haben.
Jedes Schiff muss hinsichtlich seines Return-of-Investment beurteilt werden: Was kostet es? Was bringt es je Fahrt? Wie alt ist es, sprich, wie oft kann es fahren? Wie gut harmoniert es mit meinen Schifffahrtsaktionen? Das alles muss mit möglichst wenig Tempoverlust über die Bühne gebracht werden. Etliche Karten erlauben mehrere Aktionen. Gelingt es mir, diese Mehrfachaktionen zur Ausführung zu bringen, ergibt das genau den Tempogewinn, der mir am Ende zum Sieg verhelfen könnte.

TransAtlantic ist – nach kurzer Eingewöhnung – thematischer und übersichtlicher als es zu Beginn scheint. Kaufen, Kohle laden, fahren lassen, neue Modelle verdrängen ältere Schiffe – das passt. Und auch an Interaktion mangelt es diesem Eurogame nicht: Wir schnappen den anderen Schiffe weg, drängen ihre Kutter aus dem Meer, kopieren ihre Aktionen und sichern uns coole neue Karten. Dabei stellt sich ein angenehmer Spielfluss ohne wesentliche Downtime ein.
TransAtlantic kann seine Concordia-Wurzeln nicht verbergen: Aktionskarten– und Wertungsmechanismus sind im wesentlich identisch zum älteren Bruder. Durch den fehlenden Spielplan wirkt es abstrakter und weniger thematisch, ist aber gleichzeitig insgesamt etwas übersichtlicher, weil die wesentlichen Informationen (wo liegt welches Schiff) an zentraler Stelle konzentriert sind.
Fazit
Insgesamt ein rundes, fluffiges Wirtschaftsspiel mit angenehmer Komplexität und Spieldauer. Vor die Wahl gestellt, ob ich lieber TransAtlantic oder Concordia behalten würde, bekäme dann aber doch letzteres den Vorzug. Trotzdem: Empfehlung